Antropofagia
Kannibalismus und Moderne

Do. 16. Juni 2022
Hochschule für Musik und Theater Leipzig – RM 304 (Grassistr. 8)
Eintritt frei
Programm:
Wieland Hoban
Rules of Engagement – Part III: Sumud (2019, UA)
Corie Rose Soumah
Moments Intérieurs I: Parois | Crevasse (2019, UA)
Arthur Kampela
Antropofagia für elektrische Gitarre und großes Ensemble (2006)
Mitwirkende:
Kristin Müürsepp – Piccolo, Flöte, Bassflöte
Shaghayegh Shahrabi – Oboe
Albrecht Scharnweber – Klarinette, Bassklarinette, Kontrabassklarinette
Anne Röhling – Fagott, Kontrafagott
Sonja Engelhardt – Horn
Matti Conley – Trompete
Bastian Pfundstein – Posaune, Bassposaune
Tomas Westbrooke – Violine
Rui C. Antunes – Violine
Ana Campos – Bratsche
Hugo Paiva – Violoncello
Will Cravy – Kontrabass
Mauricio – 10-saitige Gitarre
Ruben Mattia Santorsa – Gitarre
Nuno Pinto – Mandoline
Mrika Sefa – Klavier
Michiko Saiki – Klavier
Neam Tarek – Harfe
Johannes v. Buttlar – Schlaginstrumente
Yuka Maruyama – Schlaginstrumente
Zachary Seely – Dirigent
Wer frisst hier eigentlich wen oder was?!
Im Rahmen des diesjährigen Festivals des ZfGM (Zentrum für Gegenwartsmusik) werden vom 16. bis 22.06.2022 zahlreiche Veranstaltungen stattfinden und dabei interessante musikalische und performative Eindrücke zu gewinnen sein. Wir geben den Auftakt dieses noch jungen Festivals mit unserem spannenden Programm, “Antropofagia- Kannibalismus und Moderne”.
Wieland Hoban – Rules of Engagement III. Sumud
Unterdrücken, Unterdrücktsein, der Versuch, sich dem zu entziehen, dagegen anzukämpfen…doch wie? “Standhaftigkeit”- Arabisch “Sumud” ist der Titel des dritten Teils der Werktrilogie “Rules of Engagement”- (“Einsatzregeln”), der von Contemporary Insights in Auftrag gegeben wurde und an diesem Abend uraufgeführt wird. Der Musik soll als hoffnungsvollem Vorreiter das gelingen, was in der Realität noch in weiter Ferne scheint- sich selbst zu behaupten und aus der Bedrängnis zu befreien. Der Komponist Wieland Hoban bezieht sich hierbei auf den 2008/9 Gaza-Krieg und erzählt in diesem Teil der Werktrilogie von der oben benannten Standhaftigkeit als Waffe einer Gesellschaft und der Möglichkeit, sich schlussendlich zu befreien.
Corie Rose Soumah – Moments Intérieurs I: Parois | Crevasse
Im zweiten Stück des Programms, welches ebenfalls ein Auftragswerk ist und seine Uraufführung an diesem Abend erlebt, dürften nun alle Synästhetiker auf ihre Kosten kommen. Die kanadische Komponistin Corie Rose Soumah beschreibt mithilfe von Farbtönen oder in Tonfarbe ein Gefühl der Einsamkeit- besser einen wehmütig-süßen Blick in die eigene Vergangenheit. Das Klangbild wird von Grautönen dominiert, die die Zuhörenden jedoch keinesfalls in eine depressive Stimmung versetzen sollen. Ganz im Gegenteil- spätestens seit Loriot wissen wir, wie erfrischend ein stein-oder mausgrau sein kann.
Arthur Kampela – Antropofagia
“Tupi or not Tupi- that’s the question” eine Zeile aus dem ‘Manifesto Antropofago’ von Oswald de Andrade, beschreibt anschaulich, welchem Prinzip Antropofagia zugrunde liegt. Phonetisch wird der Bezug zu Shakespeares “Hamlet” hergestellt und erläutert gleichzeitig den Zwiespalt einer der größten Ethnien Brasiliens in Zeiten der Eroberung durch Kolonialisierung oder der Missionierung durch die Jesuiten. Arthur Kampelas Werk spielt mit der aus der modernistischen Bewegung von 1922 hervorgegangenen Erkenntnis, aus der Not eine Tugend zu machen. Der von den Kolonialisierungsmächten angeprangerte Kannibalismus, der von den Tupi praktiziert worden sein soll und dabei den Grad der Unzivilisiertheit deutlich machten sollte, wird umgekehrt in ein “Fressen” aller von außen kommenden guten wie schlechten Einflüsse, die auf die Bevormundeten oder Unterdrückten einprasselten. Das daraufhin wieder Ausgespieene birgt die Möglichkeit, zu neuem Reicheren zu erwachsen.
Wir sehen in dieser Bewegung eine wesentliche Wegbereitung in der Entwicklung der Moderne und nehmen dieses Auftaktkonzert als Anlass, an das 100-jährige Jubiläum der “Woche der Modernen Kunst” zu erinnern.
Um 18.30 Uhr findet eine Einführung mit Herrn Prof. Mahnkopf (Professor für Komposition HMT Leipzig) statt, bei der auch die KomponistInnen anwesend sein werden.
Werke von Kompositionsstudierenden
für Sopran, Oboe und Akkordeon von Kompositionsstudierenden

So. 19. Juni 2022
Hochschule für Musik und Theater Leipzig – RM 304 (Grassistr. 8)
Eintritt frei
Programm:
Liu Rui (*1987)
Eden
Yuri Demetz (*1995)
Viscous and visceral
Sungtae Paek (*1997)
3 Little Songs
I. Fog
II. Face
III. Acquainted with the Night
Sebastian Molina Villarroel (*1993)
Drei Haiku
Anran Jang (*1992)
Dui Ge
Agustín Castellón Molina (*1991)
langsam knackend
MITWIRKENDE
Madeline Cain, Sopran
Shaghayegh Shahrabi, Oboe
Susanne Stock, Akkordion
Dieses Konzertereignis steht auch unter dem Stern des diesjährigen Festivals für Gegenwartsmusik in Leipzig. Hierbei wird den Studierenden der Fachrichtung Komposition eine Bühne gegeben. Das Publikum erfährt dabei von unterschiedlichen Inspirationsquellen der Studierenden und wie diese schlussendlich musikalisch umgesetzt werden. Zum Beispiel ein Morgen im Nebel oder die verwechselbaren Klangfarben von Akkordeon und Oboe gaben kreative Anstöße und motivierten die jungen KomponistInnen zu neuen Werken. Insgesamt sechs Studierende werden ihre Kompositionen durch das Ensemble Contemporary Insights zu Gehör bringen können.